Stand:
19.04.16
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Vereinsgeschichte
Gründerjahre
Im Jahre 1922 wurde der Musikverein “Harmonie” Wiesental gegründet. Als
ersten Vorstand wählte man Stefan Schweikert und die musikalische
Leitung übernahm Andreas Wittmer. Im Jahr 1932 konnte der Verein nach
erfolgreichen Aufbaujahren unter der Vorstandschaft der Ehrenmitglieder
Friedrich Mahl und Fritz Mail im kleinen Rahmen das 10-jährige Jubiläum
feiern. Es gab allen Grund zum Feiern, denn trotz vieler Widerstände und
einiger Rückschläge war es den Verantwortlichen und Vereinsmitgliedern
gelungen, unter großem persönlichen Einsatz und unverdrossener Arbeit,
dem Verein Geltung und Achtung zu verschaffen.
Ganz allmählich erweiterte sich der Klangkörper und die Kapelle konnte
bald bei öffentlichen Auftritten 25 Musiker präsentieren. Die Aufgaben
des Musikvereins “Harmonie” entfalteten sich nun in die Breite. Zur
üblichen Mitwirkung bei örtlichen Vereinsfeiern kamen die kirchlichen
Veranstaltungen und Verpflichtungen bei auswärtigen Vereinsfesten. Hinzu
kam die Pflege von Geselligkeit und Kameradschaft. Während der weiteren
Aufbaujahre bis zum Ausbruch des 2.Weltkrieges hatte Lorenz Rolli die
musikalische Leitung. Die Einberufung vieler aktiver Musiker zum
Wehrdienst brachte die Vereinstätigkeit zum erliegen und das 20-jährige
Jubiläum konnte nicht gefeiert werden.
Nach Kriegsende war es wieder der altbewährte Andreas Wittmer, der den
sich allmählich wieder zusammenfindenden Musikern als Dirigent vorstand.
Nach seinem aus gesundheitlichen Gründen bedingten Rücktritt trat eine
längere Jahre dauernde Krise des Musikvereins ein mit wechselnden
Dirigenten und Vorstandschaften. Die wirklich guten und einsatzwilligen
Dirigenten Emil Heger, Friedrich Stork und Herrmann Schaum hatten mit
ihren Innovationsversuchen nur wenig Erfolg.
Entfaltung und Blütezeit
Erst mit der Übernahme der musikalischen Leitung durch Manfred Keller
Mitte der 50er Jahre, begann eine Stabilisierung für den Verein, die
Musiker wurden neu motiviert und der Klangkörper gewann frisches Leben.
Das Blasorchester erreichte nun eine Stärke von 30 Musikern und wurde
bereichert durch Oboe, Fagott und Saxophon. Die Erfolge stellten sich
alsbald ein. Beim Bezirksmusikfest in Östringen m Jahr 1959 konnte die
Kapelle mit dem Musikstück “König Drosselbart” in der Mittelstufe das
Prädikat “Hervorragend” erspielen und setzte im nächsten Jahr beim
Bezirksmusikfest in Neudorf ihre Erfolge fort.
Das erfolgreiche zusammenwirken der Vorstandschaft Max Bischoff, Rupert
Baumann mit dem Dirigenten Manfred Keller und dem Lokalwirt Robert Keim
verhalf dem Musikverein auch in finanzieller und organisatorischer
Hinsicht zu neuer Blüte. Ein erster Höhepunkt in der Vereinsgeschichte
war die Ausrichtung des Bezirksmusikfestes 1961 in Wiesental. Es wurde
zu einer Demonstration organisatorischer Geschicklichkeit und umsicht,
die Mitwirkung von 22 auswärtigen Kapellen und aller örtlicher Vereine
ließen die Veranstaltung zu einem Höhepunkt des kulturellen Lebens in
der Gemeinde Wiesental werden.
Das musikalische Niveau und die Leistungsfähigkeit des Blasorchesters
stieg nun in der Folgezeit stetig an. Die Prädikate bei den
Wertungsspielen bis 1968 reihten den Musikverein “Harmonie” Wiesental zu
den Spitzen der beteiligten Vereine. Die Vorstandschaft unter der
Leitung von Rupert Baumann und seinem Stellvertreter Ewald Käpplein
führte erfolgreich die Vereinsgeschäfte, so daß man den Verein um diese
Duo beneidete. Der Jugendarbeit wurde immer mehr Aufmerksamkeit
geschenkt, wobei immer auf Qualität und Niveau geachtet wurde. Die
aktive Kapelle konnte ständig mit gut ausgebildeten Jungmusikern ergänzt
werden
Im Jahr 1964 gab Manfred Keller aus beruflichen Gründen sein
Dirigentenamt ab, und ging als Berufsmusiker zum Staatstheater nach
Osnabrück. Seine Nachfolge trat Adolf Kuppinger, ein noch junger und
dynamischer Berufsmusiker, an. Er konnte die musikalische Leistung der
Musikkapelle weiterentwickeln und den Klangkörper zum Oberstufenniveau
qualifizieren. Auch hier fand sich der Musikverein “Harmonie” bei
Wertungsspielen in der Spitze wieder.
Beim 50-jährigen Vereinsjubiläum 1972 war zum ersten Mal eine
österreichische Blaskapelle aus Oberhofen zu Gast in Wiesental. Im
folgenden Jahr verstarb das Gründungsmitglied und der Ehrendirigent
Lorenz Rolli.
Im Jahr 1974 ging die “Ära Kuppinger” zu Ende; für seine wertvolle und
erfolgreiche Dirigententätigkeit wurde er vom Verein mit der
Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Seine Nachfolge trat der ehemalige
musikalische Leiter Manfred Keller an. Eine 10-jährige
Aufwärtsentwicklung durch Adolf Kuppinger und eine ebenso erfolgreiche
Fortsetzung durch Manfred Keller befähigten das Orchester zur Teilnahme
an einem Wertungsspiel in Münzesheim, und zwar erstmalig in der
Kunststufe, wobei mit der Erreichung der beinahe Höchstpunktzahl (118
von 120 möglichen Punkten) ein Glanzpunkt der Vereinsgeschichte gesetzt
wurde.
Eine Neuerung in das konzertante Musizieren brachte Keller mit der
Einführung heraldischer und klassischer Musik in das Konzertprogramm. An
die Stelle der bisher mit dem Gesangverein “Sängerbund” durchgeführten
Gemeinschaftskonzerte traten nun zwei eigenständige Konzerte des
Musikvereins im Frühjahr und im Spätjahr. Überraschend verstarb im Jahr
1975 der um den Musikverein sehr verdiente Vorstand Rupert Baumann,
wodurch das Vereinsleben eine schmerzliche Veränderung erlitt. Baumann
war seit 1932 Mitglied des Vereins und leistete schon vor dem Krieg als
2.Vorstand wertvolle Dienste.Für seine großen Verdienste um die Pflege
der Volksmusik wurde er vom Deutschen Volsmusikerbund mit der
Bundesförder-Medaille ausgezeichnet. Ihm gebührt fortan das ehrende
Gedenken des Musikvereins “Harmonie” Wiesental.
Die Vereinsleitung übernahm nun der amtierende 2. Vorstand und aktive
Musiker Roland Keller. Unter seiner Leitung wurde der Verein in den
neugegründeten Blasmusikverband Karlsruhe aufgenommen.Das Konzertangebot
wurde erweitert durch Gemeinschaftkonzerte mit dem Musikverein Östringen
und den Wiesentaler Gesangvereinen “Sängerbund” und Männergesangverein.
Ein Höhepunkt der konzertanten Arbeit war das Adventskonzert 1983 mit
der Darbietung von Werken aus der skandinavischen Musik wie die Overtüre
“Nachtklänge von Ossian” von Niels W. Gade (Dänemark) mit ihrer herben
Musikalität, die bezaubernden Känge der Tondichtung “Finlandia” von Jean
Sibelius, die dem Zuhörer Gefühle von Weite und Einsamkeit weckten und
der strahlende Huldigungsmarsch “Sigurd Jorsalfar” von Edvard Grieg, der
im Stil träumerischer Empfindsamkeit und energischer Kraftentfaltung den
nordischen “Sigurd-Sagenkreis” musikalisch übermitteln. Glanzstücke
blasmusikalischer Kunst waren bei dieser Darbietung die Werke “Der Hohe
Tag” und die “Haraldische Musik über das Landsknechtslied Georg
Frundsberg” von F. Deisenroth. Diese Musik voller Rhythmus, Harmonie und
bunter Lebensfülle begeisterte das anwesende Publikum. Dirigent Manfred
Keller hatte mit den auf musikalisch hohem Niveau agierenden
Adventskonzerten eine für die Musiker anspruchsvolle und für die Freunde
der Musik liebgewonnene Tradition geschaffen. So konnte er am 02.12.1984
mit berechtigtem Stolz dem Publikum des MV “Harmonie” das 10.
Adventskonzert mit einer Paradeleistung blasmusikalischer Kunst
präsentieren. Höhepunkte des Konzerts waren eine Melodienfolge aus der
populären Rock-Oper “Jesus Christ Superstar”, aus dem Musical “Mary
Poppins” und schließlich das einfühlsame Trompetensolo”Don’t cry for me,
Argentina” aus dem Musical “Evita” von Andrew Lloyd Webber.
Bei der Jahreshauptversammlung im März 1985 gab der bisherige 1.
Vorstand Roland Keller seinen Abschied aus der Leitung der Musikvereins
und aus der Aktivenkapelle, da ihn eine berufliche Veränderung zwang,
eine von ihm erfolgreich und mit viel persönlichem Einsatz geprägte
Tätigkeit aufzugeben. Sein Nachfolger wurde der neu gewählte Karl
Schmitteckert, die Position des 2. Vorstands übernahm Egon Burkhard. Mit
dem Abschied des langjährigen Vorstandes Roland Keller musste die
Aktiven-Kapelle auch durch den Verlust wichtiger Leistungsträger eine
empfindliche Schwächung verkraften. Daß dies ohne Niveauverlust im
musikalischen Leistungsangebot gelang, ist dem unermüdlichen Einsatz und
der Motivationskunst von Manfred Keller zu verdanken, der das Vertrauen
seiner Musiker nicht verlor.Dies wurde schon beim Frühjahrskonzert 1985
unter Beweis gestellt; denn unter dem Motto “Vom Eise befreit...” wurden
dem Publikum eine Fülle von harmonischen Klängen aus Werken von E.
Waldteufel und mit schwungvollen Rhythmen eines Glenn Miller erfreut.
Dennoch musste die Generalversammlung 1986 schmerzlich feststellen, daß
durch einen weiteren gravierenden Personalverlust - bedingt durch
berufliche Veränderungen schwand die Personalstärke von 46 auf 32
Musiker - nicht nur eine Rückstufung im Leistungsniveau, sondern auch
eine deutliche Umstrukturierung erforderlich wurde. Dennoch gelang es
Manfred Keller, trotz reduzierter Instrumentalbesetzung, wieder eine
beachtliches und mit dynamischer Disziplin vorgetragenes Frühjahrs- und
Adventskonzert auf die Bühne zu bringen, und die Zuhörerschaft zu
begeistern.
Mit Worten ist kaum auszudrücken und richtig zu würdigen, was der MV
Wiesental seinem Dirigenten zu verdanken hat. Deshalb mussten die
Verantwortlichen und die Musiker den Abschied Manfred Kellers aus seiner
12-jährigen zweiten Dirigenten-Phase in Wiesental als herben Verlust und
tiefen Einschnitt in der Vereinsentwicklung empfinden. Seine Ernennung
zum Ehrenmitglied und Ehrendirigent ist Ausdruck der hohen Wertschätzung
seines vorbildlichen Einsatzes und seiner unvergesslichen Leistungen für
den Aufbau, die musikalische Entwicklung und Reifung der Musikkapelle.
Leider mussten die Musikvereine Wiesental und Östringen mit der Familie
Keller um den plötzlich und allzu früh im November 1995 verstorbenen
Manfred Keller trauern. Mitten aus seinem musikalischen Schaffen und
während eines Konzerts mit dem Musikverein Östringen, wurde er in die
Ewigkeit abberufen. Die Musikkapellen von Östringen und Wiesental
begleiteten musikalisch seinen Weg zur letzten irdischen Ruhestätte. Er
hatte unschätzbare Verdienste um die Blasmusik nicht nur bei den von ihm
betreuten Vereinen, sondern vor allem um den Aufbau und die Entwicklung
des Verbandsjugendorchesters erworben. Der Musikverein “Harmonie”
Wiesental wird Manfred Keller eine ehrendes Gedenken bewahren.
Der nun folgende Neubeginn wurde mit der Verpflichtung von Albrecht
Merdes als neuem musikalischem Leiter realisiert. Der junge Dirigent
musste gleich beim Frühjahrskonzert 1987 seine Feuerprobe bestehen.
Seine Premiere gelang mit einem erheblich verjüngten Klangkörper
vorzüglich. Mit einer Melodienfolge aus europäischer und
lateinamerikanischer Unterhaltungsmusik sprang rasch der Funke der
Begeisterung auf das Publikum über.
Einen Wechsel in der Vereinsführung brachte das Jahr 1991, da der
bisherige 1. Vorstand Karl Schmitteckert aus gesundheitlichen Gründen
sein Amt niederlegen musste. Bis zur nächten Hauptversammlung im
Frühjahr 1992 leitete sein Stellvertreter Egon Burkhard die
Vereinsgeschäfte.Zur Wahl des 1. Vereinsvorsitzenden stellte sich Alfred
Ruf, der nach einstimmigen Votum den Verein bis 1996 mit viel Fleiß,
persönlichem Einsatz und neuen Ideen leitete.
Seit 1996 leitet Michael Zimmermann die Geschicke des Musikvereins. Auch
in der musikalischen Leitung gab es Veränderungen. Nach 12-jährigen
Stabführung unter Albrecht Merdes übernahm Rüdiger Müller im Jahr 2000
den Taktstock. Aufrund seiner Erfolge, nicht zuletzt beim Prager Winter
1996, bei dem der Musikverein das “Goldene Band mit Sonderpreis der
Jury” verliehen bekam, wurde Albrecht Merdes zum Ehrendirigent ernannt.
Leider verabschiedet sich Rüdiger Müller nach dem Frühjahrskonzert 2002
wieder vom Musikverein “Harmonie” Wiesental.
Seither steht der Verein unter der musikalischen Leitung von Sabine
Knebel, der Tochter von Manfred Keller.
Bereits im Jahr 2004
wurde bei der Teilnahme am Wertungsspiel des Blasmusikverbandes
Karlsruhe im Rahmen der Karlsruher Blasmusiktage die Wertung „mit
hervorragendem Erfolg“ in der Mittelstufe erspielt.
Seither ist der
Musikverein auf dem Weg in die musikalische Oberstufe, mit einer soliden
Jugendarbeit und auch Zusammenarbeit mit der Musikschule
Waghäusel-Hambrücken ist man unermüdlich dabei, den Verein
voranzutreiben.
Neue Wege geht man auch
in der Kooperation mit den allgemeinbildenden Schulen, immer wieder
werden Projekte gemeinsam aufgeführt – wie z.B. das Singspiel „Peter und
der Wolf“.
Mit der Vorstandschaft
um Michael Zimmermann und der Jugendleitung um Anja Köhler ist eine
Verwaltung zusammen, die sehr aktiv die Geschicke des Vereins leitet.
Großer Wert wird auf die Jugendarbeit gelegt, so werden immer wieder
Konzertteile gemeinsam mit den Aktiven aufgeführt, aber auch der
gesellschaftliche Teil kommt nicht zu kurz. Ausflüge, Jugendlager,
Spiele- und sogar Cocktailabende werden durchgeführt.
Höhepunkt des
musikalischen Jahres ist nach wie vor das Adventskonzert, das in
besonderem Maß die Leistungsfähigkeit des Orchesters zeigt.
Mögen unserem Musikverien in naher und ferner Zukunft stets die nötigen
Bedingungen gegeben sein, daß er die Mitgestaltung des öffentlichen und
kulturellen Lebens in unserer Stadt durch Konzerte, Musikfeste und die
musikalische Umrahmung kirchlicher und kommunaler Veranstaltungen
leisten kann.
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